Geschichte

DIE JOHANNISLOGE „VICTORIA ZUR MORGENRÖTHE“ in HAGEN

Die Johannisloge „Victoria zur Morgenröthe“ zu Hagen gehört zum Sprengel der Andreasloge „FORTIS“ und ist dem Westfälischen Ordenskapitel „FORTITUDO“ (beide ansässig in Hagen) zugeordnet.

Geschichte der Hagener Loge

Die JL „VICTORIA ZUR MORGENRÖTHE“ ist aus einem freimaurerischen Kränzchen hervorgegangen, das sich Anfang der 50er Jahre des 19. JH. Gebildet hatte. Am 28.08.1856 entstand durch „revidierte Statuten“ eine feste Vereinigung. Die Brüder, der Mehrzahl nach Mitglieder der JL „Zur deutschen Redlichkeit“, Iserlohn versammelten sich alle 14 Tage, Freitagabend in einem Zimmer des Gasthofs von Br. Glitz. Einstimmig beschlossen die Brüder am 20.02.1857 eine eigene Loge zu gründen. Für die folgende Zeit fand man Platz im neuerbauten Hotel des Br. C. Flues. das Kränzchen beschloss am 01.08.1857 einstimmig und endgültig die Gründung einer neuen Loge nach Lehrart der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLLFvD). Das am gleichen Tag an Berlin gerichtete Gesuch trägt die Unterschriften der Br. A. Reincke, R. Schmidt, W. Rosenbaum, F. Schumacher, T. Mende, A. Sommerwerk, K. Funke, J. Hueck und H. Brukenhaus. Der bestätigenden Antwort der GLLFvD vom 04.08 folgte am 31.08 die Wahl des Vorsitzenden Logenmeisters. Die anwesenden 10 Meister – zu den Unterzeichnern war Br. Kocher hinzugekommen – wählten einstimmig Br. Reincke für die ersten 3 Jahre zu ihrem Vorsitzenden Logenmeister. In der Konstitutions-Urkunde vom 14.09.1857 erhielt die Loge den Namen „VICTORIA ZUR MORGENRÖTHE“, da der Protektor Prinz v. Preußen im eigenhändigen Brief den Wunsch äußerte, die neue Loge möge diesen Namen führen. Er sei für die Zukunft von größerer Bedeutung, als der ursprünglich gewählte Name „Prinzess Royal zur Morgenröthe“. Bestimmend für die Hagener Stifter war der Umstand, dass zur Erinnerung an die Aufnahme des Prinzen Friedrich Wilhelm in den Maurerbund die JL „Friedrich Wilhelm zur Morgenröthe“ gegründet worden war und inzwischen die Verlobung des Prinzen mit der Prinzess Royal Victoria von England stattgefunden hatte. Am 18.01.1858 wurde die Loge in Arbeit gesetzt.

Die Weihe vollzog Br. diDio, 1. Landesgroßaufseher. Br. Flues mochte den auf 10 Jahre konzipierten Mietvertrag, dessen Gültigkeit 1868 abgelaufen war, nunmehr nur jährlich erneuern. Die Brüder wollten die dadurch drohende Ungewissheit nicht auf sich nehmen.

Eine günstige Gelegenheit ergab sich am 09.02.1872 durch Erwerb des Grundstücks Elberfelderstraße 46 – Wohnhaus mit Garten – zu einem Kaufpreis von 8.300 Thalern. Die Wehe des neuen Tempels erfolgte zum Stiftungsfest 1873 am 19.01. durch den Beauftragten der GLLFvD, Br. Graf Salm-Hoogstraeten, Abg. Logenmeister der JL „Friedrich zum Eisernen Kreuz“, Bonn.

1898 entschied sich die Bruderschaft zum Abriss des Gebäudes, weil sich mittlerweile Unzulänglichkeiten und erhöhter Reparaturbedarf bemerkbar machten. Nach der am 23.01.1898 erfolgten Entscheidung kam man rasch voran; bereits am 22.01.1899 konnte das Stiftungsfest in den neuen Räumen gefeiert werden. Wachstum der Loge führten 1906 zur Erweiterung des Gebäudes mit einem Aufwand von rd. 25.000 Mark. „VICTORIA ZUR MORGENRÖTHE“ litt wie alle Logen unter den katastrophalen Folgen des 1. Weltkriegs. Die Logenmeister Br. W. Quitmann (1917- 1924), H. Hermanni (1925-1930) und E. Ackermann (1931-1935) standen vor ungewohnten Verhältnissen und besonderen Schwierigkeiten. In den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg wuchs die Mitgliederzahl um fast 40% von 160 auf 220 Brüder. Die Suchenden kamen aus Streben nach Besinnung in der Unruhe der Zeit. In der Tiefe wirkte wohl auch eine gewisse Vorahnung neuer, schwerster Erschütterungen. Bereits 1925 erklärte der Ordensmeister bei seinem Besuch in Hagen angesichts der Unmöglichkeit, durch Aufklärung zu wirken: „Das einzig wirksame Mittel ist, selbst bessere Menschen zu werden und dies in der Lebensführung auch erkennen zu lassen.“

1934 wurde das in Jahrzehnten gut ausgebaute und dank zahlreicher Spenden der Brüder reich ausgestatte Logenhaus in der Elberfelderstraße durch die SS überfallen und ausgeplündert. Auf Lastwagen wurden Tempel-Einrichtungen, Ritual-Gegenstände, Bücherei und Archiv nach Berlin gebracht. Die „Geheime Staatspolizei“ gab fünf Monate später dem Raubüberfall gesetzliche Legitimation. Zunächst dem Luftschutz und später der Stadt Hagen übereignet, fiel es im März 1945 einem Bombenangriff zum Opfer.

Wiederbeginn nach der „Dunklen Zeit“

Die Brüder hielten Kontakt, trafen sich zum Stammtisch im „Christlichen Hospiz“. 1947 erteilte die Besatzungsmacht die Genehmigung zur Wiederaufnahme der Arbeiten. Auf den schriftlichen Aufruf von Bruder Max Junius meldeten sich 70 Brüder mit der Bereitschaft, Mitgliedschaft und Arbeit in der Loge fortzusetzen. Bereits am 21.01.1947 wurde das 1. Stiftungsfest nach 13jähriger Unterbrechung in einem „Bunkerlokal“ in der Bergstraße gefeiert. Am 23.06. feierte man das Johannisfest mit der Aufnahme eines Suchenden. Bei diesem Fest wurde der spätere Großmeister der VGLvD, Br. Pinkerneil aus Frankfurt zum Ehrenmitglied der Loge ernannt. Der „äußere“ Wiederaufbau begann mit der ersten Mitglieder-Versammlung, die über das Fortbestehen der zwangsweise aufgelösten Loge befand. Nach ersten Jahren im „Kölner Hof“ am Bahnhof ging es bald um die Schaffung eigener Räumlichkeiten. Durch die für das alte Trümmergrundstück erzielten Erlöse und mit Entschädigungs-Zahlungen sowie mittels zahlreicher Sach- und Geldspenden war es möglich, das heutige Logenhaus an der Bergstraße zu errichten.

Die feierliche Weihe des würdigen Tempels fand in Verbindung mit dem 100. Stiftungsfest der „VICTORIA ZUR MORGENRÖTHE“ am 19.04.1958 in Anwesenheit des Ordensmeisters und des Landesgroßmeisters statt. Nachdem Br. Max Junius die Leitung der Loge nach ihrer Reaktivierung 1947 übernommen hatte, folgten im Amt W. Reinecke (1950-1959), K. Guttmann (1959-1965), O. Fabian (1965-1968), J. Iversen (1968-1980), K. Barmbeck (1980-1985), J. Obst (1985-1986), H. Geldsetzer (1986-1998), B. Hirnschal (1998-2001), U.G.E. Voeste (2001-2003),  P.-W. Thadeusz (2004 -2006),  J. Matschiske (2007), P. Ladleif (2008), U.G.E. Voeste (2009 -2014), P.-W. Thadeusz (2015 -2021) und seit 2022 Br. Ralf Lichtinghagen.